Es ist für uns alle eine völlig ungewohnte Situation: Der Übungs- und Sportbetrieb in den Hallen und Freianlagen ruht komplett und der für uns übliche Weg zu den Trainings- und Kurseinheiten findet im Augenblick nicht mehr statt. Kein gemeinsames Sporttreiben mehr, keine Begegnung mit Trainingskameradinnen und -kameraden, keine Rundenspiele, keine gemeinsamen Aktivitäten und Arbeitsdienste, kein geselliges Beisammensein, kein Zusammentreffen zu Sitzungen, keine Vereins- und Verbandstermine und – einmal abgesehen von Familienangehörigen – auch ansonsten eine Einschränkung des gesellschaftlichen Lebens auf fernmündliche Kontakte oder die Nutzung sozialer Medien.
Das, was etliche gesellschaftskritische Autoren schon seit längerem anmahnen, nämlich die Entschleunigung unseres Lebens auf ein menschverträgliches Maß, ist nunmehr innerhalb weniger Tage in einer dramatischen und drastischen Art und Weise Wirklichkeit geworden, wie wir uns das wohl zuvor nicht hätten vorstellen können. Die Bewegungs- und Begegnungsfreiheit der Menschen ist aufgrund der Corona-Krise und der allgegenwärtigen Ansteckungsgefahr von unseren politisch Verantwortlichen erheblich eingeschränkt worden, einige Grundrechte wurden vorübergehend mehr oder weniger außer Kraft gesetzt und vieles von dem, was wir für gewöhnlich als wesentlich für Lebensqualität erachten, kann nicht mehr stattfinden. Kein Restaurantbesuch mehr, kein Feierabendbier in einer Kneipe, kein Samstag- oder Sonntagnachmittag im Stadion oder in einer Sporthalle, keine Gottesdienste mehr, kein Shopping, unterbrochen von einer Tasse Kaffee, kein Konzertbesuch, kein Wanderwochenende mit Freunden, und, und, und – die Liste dessen, auf das wir im Augenblick verzichten müssen, ist unendlich lang.
Das alles ist nicht nur ungewohnt, sondern für viele Menschen auch ungeheuer belastend und nicht selten kommt neben der Furcht vor Ansteckung auch noch die Sorge um den Arbeitsplatz und die finanzielle Zukunft der Familie hinzu. Kein Wunder, dass diese Situation, bei der Ängste auf häusliche Isolation treffen, bei etlichen für eine besondere Art von Stress und psychische Belastungen sorgen, die sich in Frust, erhöhter Aggressivität und gesteigerter Gewaltbereitschaft niederschlagen kann, unter denen dann viele Frauen und Kinder ganz besonders zu leiden haben. Andere fühlen sich in solchen Situationen orientierungslos, von aller Welt verlassen und reagieren darauf mit Trauer, Verzweiflung und Depressionen – das Leben scheint plötzlich keinen rechten Sinn mehr zu machen.
Aber das muss so nicht sein – es gilt, den Teufelskreis von räumlicher Enge, Unwohlsein, psychischem Druck und (selbst)zerstörerischem Verhalten entschlossen aufzubrechen.
Auch wenn die uns allen auferlegten Einschränkungen erheblich sind, so haben sie glücklicherweise nicht den Grad erreicht, der es nicht mehr erlaubt, das Haus zu verlassen. Und es bietet sich in der augenblicklichen Lage geradezu an, Frischluft zu tanken, um auf diese Weise den Kopf wieder frei zu bekommen. Wir möchten euch daher dazu einladen, euch draußen zu bewegen – geht spazieren, joggt eine Runde, gönnt euch eine Einheit Walking oder Nordic Walking, steigt aufs Mountainbike, absolviert einen Fitness-Pfad, geht wandern oder widmet euch dem, was ihr an Outdoor-Aktivitäten sonst noch Freude bereitet – wichtig ist, dass ihr draußen unterwegs seid und dabei entdeckt, wie wohl es Körper, Geist und Seele tut, den Wind auf der Haut zu spüren und durch die freie Natur zu streifen. Dabei ist es gar nicht erforderlich, sportliche Höchstleistungen zu erbringen – um das körperliche und seelische Wohlbefinden deutlich zu steigern, genügt es völlig, mit einer geringen Intensität unterwegs zu sein, dafür aber eher ein bisschen länger als nur der berühmte Gang um die Ecke. Ihr werdet über die positiven Wirkungen, die man allein dadurch erzielen kann, staunen! Wer ein bisschen fitter ist und unter keinen entgegenstehenden gesundheitlichen Problemen leidet, kann aus der Not eine Tugend machen und die Gelegenheit auch dazu nutzen, sich ein bisschen mehr an Bewegung zuzumuten – wie wohltuend es ist, nach einer erfüllenden sportlichen Aktivität, bei der man auch ordentlich ins Schwitzen gekommen ist, unter der warmen Dusche zu stehen, wissen alle, bei denen diese Erfahrung noch nicht allzu lange zurückliegt. Freilich wäre es für die meisten von uns noch schöner, das alles in der Gruppe und in Gesellschaft von Freunden oder Sportkameraden zu tun, aber auch wenn dies im Augenblick leider nicht möglich ist, bleibt dennoch so viel an persönlichem Gewinn, dass sich jede darauf verwendete Minute richtig lohnt.
Neben Spaziergängen und diesen vielfältigen anderen Möglichkeiten, sich draußen zu bewegen, sollte man sich zudem auch noch ein zusätzliches Maß an Stressreduktion und Entspannung gönnen. Auch hier gilt, dass es, um zur Ruhe zu kommen und sein inneres Gleichgewicht wieder zu finden, nicht unbedingt erforderlich ist, über ein umfangreiches Wissen und ausgedehnte persönliche Erfahrungen im Hinblick auf Entspannungstechniken zu verfügen. Meist genügt es, leise Meditationsmusik aufzulegen oder für einen sanften Klangteppich im Hintergrund zu sorgen (beides ist leicht im Internet zu finden), es sich bequem zu machen, die Augen zu schließen, sich auf den eigenen Atem zu konzentrieren und ihn immer ruhiger und stiller fließen zu lassen. Wer sich dann anschließend eine gute Tasse Kaffee oder Tee gönnt und nicht gleich wieder zu den Gedanken und Routinen des Alltaglebens zurückkehrt, wird feststellen, dass ein so begonnener, unterbrochener oder zu ende gehender Tag eine ganz eigene Qualität besitzt, die man schon bald nicht mehr missen möchte. Und wer sich regelmäßig darauf einlässt, sein Dasein auf diese Weise einzurahmen und durch achtsame Augenblicke zu durchdringen, wird schon bald merken, dass sich dadurch sein Lebensgefühl und seine Lebensfreude positiv entwickeln und manche Last als nicht mehr ganz so schlimm empfunden wird, wie das vielleicht vorher der Fall war. Macht den Versuch, gebt aber nicht gleich wieder auf, wenn sich der Erfolg nicht sofort einstellen will. Auch Entspannung will gelernt sein und bedarf einer kontinuierlichen Übung. Und wer weiß? Vielleicht veranlasst euch ja die dabei gesammelten Erfahrungen, diese Entspannungspraxis auf eine solide Grundlage zu stellen und sich etwas eingehender mit Meditationsformen, Autogenem Training, Qi Gong, Tai Chi Chuan oder anderen entsprechenden Schulungsangeboten auseinanderzusetzen?
In jedem Fall wünschen wir Ihnen weiterhin alles Gute – gebt auf euch Acht, lasst euch nicht unterkriegen und bleibt gesund!
Euer TSV Heiningen